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Wenn Träume zerplatzen

Manchmal passieren Dinge im Leben, die man einfach nicht fassen kann. So ging es auch uns in den letzten Monaten und Wochen.


Kaum zu glauben, aber wahr: Direkt an Davids erstem Sternengeburtstag hielten wir einen positiven Schwangerschaftstest in Händen. Der vorherige Zyklus hatte sich um ein paar Tage verschoben, so dass wir tatsächlich am sechsten Dezember positiv testeten. Sofort war klar: Das konnte kein Zufall sein. Dieses Mal würde auf jeden Fall alles gut gehen, und im August würden wir mit einem lebenden Neugeborenen kuscheln. Voller Euphorie planten wir unser neues Leben mit Baby. 


Die Freude über die Schwangerschaft sollte nicht von zu vielen Arztbesuchen getrübt werden, weshalb wir uns für eine reine Hebammenvorsorge entschieden. Lediglich für die drei, von der Kasse empfohlenen, Ultraschalluntersuchungen wollten wir einen Facharzt aufsuchen. 


Für die erste Ultraschalluntersuchung bekamen wit erst zu Beginn des vierten Monats einen Termin. Mein anfänglich gutes Gefühl hatte sich in den letzten beiden Wochen vor dem Arzttermin ins Gegenteil gekehrt und am Tag der Untersuchung war mir vor Aufregung schon richtig übel. Im Auto sprach ich aus, was uns im schlimmsten Fall erwarten konnte: Das Baby könnte nicht zeitgerecht entwickelt sein. Oder es könnte kein Herzschlag gefunden werden. Mein Mann wollte davon nichts hören. "Oder er sagt einfach, dass alles OK ist. Jetzt denk doch nicht an das Schlimmste!" Ich wollte aber auf alles vorbereitet sein. Mein Gefühl sagte mir ich solle mir keine große Hoffnung machen.


Wir saßen in der gleichen Praxis, in der wir auch Davids Feinultraschall hatten, in dem all seine Besonderheiten zu Tage traten. Endlich wurden wir aufgerufen. Der Arzt nannte mich eine "unglaublich coole Schwangere", weil ich es bis zur 14. Schwangerschaftswoche ohne Ultraschall ausgehalten hatte. Er setzte den Ultraschallkopf auf meinen Bauch. Ich griff nach der Hand meines Mannes. Und wir sahen ... nichts. Kein Kind. Nur einen schwarzen Fleck: die mit Wasser gefüllte Fruchtblase. Verdammt! Konnte es wirklich sein, dass uns so etwas schlimmes, gleich zweimal passiert? Der Arzt erzählte uns etwas von einem Windei. Einer Schwangerschaft, die kein Kind hervorgebracht hatte. Er riet dazu diese schnellstmöglich zu beenden.


Bis vor wenigen Minuten hatten wir noch unser Leben mit unserem Sommerbaby geplant und plötzlich sollten wir diese Schwangerschaft schnellstmöglich beenden. Es sei ja eh kein Kind da. Also bräuchten wir auch nicht zu trauern. 


Ich brauchte einige Tage um mir klar zu machen, dass ich zwar schwanger, aber tatsächlich kein Kind in meinem Bauch war. Ichbtrank extra Kaffee und auf dem Faschingsumzug einen Becher Bier, um das Unbegreifliche begreifen zu können: Da wächst kein Kind in meinem Bauch. 


Nachdem ich noch drei weitere Ärzte in meinen Bauch hatte schauen lassen, war klar: In meinem Bauch ist nicht nur kein Baby, sondern auch eine auffällige Plazenta. Die war blasig gewachsen. Ihre Zellen waren entartet. Mir wurde dringend zur Kürettage am nächsten Tag geraten. Und so ging ich letzte Woche, am Donnerstag in die Klinik und ließ mir nicht nur die blasige Plazenta, sondern auch meine irrationalen Hoffnungen und Träume auf mein Sommerbaby raus operieren. Als ich aus der Narkose aufwachte weinte ich nur. Vielleicht durfte ich deshalb ziemlich schnell aufstehen und mich anziehen. Mein Mann durfte gleich zu mir ins Umkleidezimmer. Es tat mir gut ihn zu sehen und von ihm in seine starken Arme geschlossen zu werden. Er ist meine Zuflucht und mein Zuhause. Bei ihm bin ich in Sicherheit. Nach kurzer Zeit durften wir nach Hause wo ich unsere Kleine ausgiebig kuschelte und festhielt.


Dieses mal mussten wir uns wenigstens nicht von unserem Kind, sondern nur von unserer Vorstellung davon verabschieden. Weh tut es trotzdem. Alle Planungen, Vorstellungen und Zukunftsaussichten sind mit einem mal über den Haufen geworfen. Der zuvor sichtbar vor uns ausgebreitete Weg verschwindet im Nebel. Was uns bleibt sind wir. Unser Mut. Unsere Stärke. Unsere Stütze, die wir uns gegenseitig sind. Unsere Liebe. Und viele gute Freunde, die für uns da sind und uns zur Seite stehen wenn wir sie am meisten brauchen.


Pläne werden wir erstmal keine mehr machen. Denn wieder einmal haben wir erfahren, dass die eh keinen Bestand haben. Wir atmen einfach nur ein und wieder aus. Setzen einen Fuß vor den anderen und gehen unseren Weg durch den Nebel. Der Weg entsteht und offenbart sich während wir ihn gehen.


Davids Mama



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Kommentare: 1
  • #1

    Regina (Freitag, 23 Februar 2018 12:42)

    Das tut mir unendlich leid das zu lesen. Erst gestern hab ich an Dich gedacht, ob ihr wohl auch wieder zum Treffen kommt und wie weit Du dann bist.. Ich fühle mit Dir