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Hindernisse

Kaum zu glauben wie anstrengend das Leben sein kann. Und damit meine ich gar nicht die großen Dinge. Kurz nach Davids Tod war es schon unglaublich schwer morgens aufzustehen. Zähne putzen, sich anziehen, duschen... All die kleinen unbedeutsamen Tätigkeiten, die wir jeden Tag ganz selbstverständlich erledigen, waren teilweise kaum zu schaffen. Sie wuchsen zu schier unüberwindbaren Hindernissen heran. Und davon gab es unzählige. Jeden Tag. 


Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, dass wir uns die ersten Wochen fast ausschließlich von Fastfood, Pizzaservice oder Käsebrot ernährt haben. Kochen war lange eine unlösbare Aufgabe. War es doch schon kaum möglich das Bett zu verlassen und sich dem Tag zu stellen. Wollte ich doch einfach nur, dass es schnell wieder Abend wurde und ich wieder einen Tag hinter mich gebracht, ja: überlebt, hatte. Ich wusste nicht wie ich den vor mir liegenden Tag bewältigen sollte. Den nächsten Tag ohne David, auf den ich mich doch so sehr gefreut hatte und der nun bei uns sein, in meinen Armen liegen sollte. 


Inzwischen ist Aufstehen, Duschen und Zähneputzen kein Problem mehr. Kochen schaffe ich auch fast täglich wieder. Ab und zu gelingt es mir sogar wieder ein aufwändigeres Gericht zuzubereiten. Und das ist schön. Denn Kochen war immer eine große Leidenschaft von mir. 


Manche Dinge, wachsen uns allerdings immer noch über den Kopf. So sind wir gerade dabei ein Baumhaus für unsere Kleine zu bauen. Und dieses Projekt raubt uns teilweise den letzten Nerv. So schön hatten wir es uns ausgemalt gemeinsam ein tolles Baumhaus für unsere Kleine zu bauen. Doch im Moment nervt es nur noch und wird ein riesiges Hindernis, das einfach bei Seite geschafft werden muss. So bauen wir stumpf vor uns hin. Nicht aus Freude am gemeinsamen Tun, sondern um das Stelzenhaus endlich fertig und somit von der Backe zu haben. Denn das Material liegt hier und ist bezahlt. Billig war es nicht. Jetzt muss es verbaut werden.


Inzwischen sind wir schon weit gekommen: Der Rohbau steht und bald kann unsere Kleine es erklimmen und über die Rutsche nach unten sausen. Ich sehe sie schon vor mir, wie sie vor Freude jauchzend immer wieder hoch klettert und runter rutscht. Uns wird das Herz dabei aufgehen und wir werden froh sein, dass wir das Spielhaus für sie gebaut, das Hindernis überwunden, haben.


Und auch auf unserem Trauerweg sind wir schon weit gekommen. Und mit jedem Schritt, den wir geschafft haben, geht es ein bisschen leichter. 


Davids Mama


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